Am 6. Januar 2021 haben sich Donald Trumps Verschwörungstheorien und Lügen zu einem ekstatischen Höhepunkt verdichtet: Ein wütender Mob von Trump-Anhängerinnen und -Anhängern stürmte das US-Kapitol, das Herz der amerikanischen Demokratie, um Trump mit Gewalt doch noch eine zweite Amtszeit zu bescheren. Wie konnte es soweit kommen?
Wir diskutieren drei Faktoren, die eine Rolle gespielt haben: Die monate- bzw. jahrelange Aufwiegelung von Trump und seinen Verbündeten; Online-Kommunikation und Online-Verschwörungsnetzwerke vor allem auf Social Media-Plattformen; rechtskonservative Pro-Trump-Medien sowie Trump-kritische “Mainstream”-Medien. Letztere haben, trotz aller Kritik an Trump, vom Trumpismus finanziell massiv profitiert, denn jeder Tabubruch Trumps generierte neue Schlagzeilen und neue Clicks. Trump seinerseits konnte dank seiner medialen Omnipräsenz jahrelang die Agenda und das Framing bestimmen – die Obsession der Medien mit Trump hat es ihm erlaubt, zu bestimmen, über was gesprochen wird und wie darüber gesprochen wird.
Trump ist nun zwar aus dem Amt, aber der diskursive Cocktail, der zur Schande vom 6. Januar geführt hat, bleibt. Und die Gefahr ist vielleicht jetzt noch grösser: Sollte sich in der Zeit nach Trump ein neuer rechtskonservativ-faschistoider Demagoge einfinden, der ein wenig schlauer als Trump ist, könnte der Schaden noch viel, viel grösser ausfallen.