Im deutschen Privatfernsehen boomen dokumentarische Serien, in denen Menschen am Rande der Gesellschaft portraitiert werden. Oft sind das Menschen, die in Armut leben und von “Hartz IV”, also Arbeitslosengeld abhängig sind. Solche Serien könnten positiv sein, wenn damit Empathie für die Situation Armutsbetroffener geschaffen würde und, wenn die strukturellen Probleme, welche zu Armut führen, beleuchtet würden. Doch darum geht es in diesen Formaten nicht.
Armuts-Reality TV ist so inszeniert, dass die Armen als Bösewichte dargestellt werden: Als faule Sozialschmarotzer, als undiszipliniert, als irrational, als ungepflegt — als nicht ganz menschlich. Mit dieser Entmenschlichung, welche das Publikum empören soll, werden Armut und materielle Deprivation als persönliche Verfehlung inszeniert, ganz im Sinne des meritokratischen Märchens: Wer arm ist, ist selber schuld; jede und jeder kann es mit genug Fleiss schaffen. Strukturelle Probleme, welche zu prekären materiellen Verhältnissen führen, werden durch dieses ideologische Framing komplett ignoriert.